Young People Convention – Kapstadt 

Pietermaritzburg, 18.02.2018

Young People Convention 18218 – Kapstadt 

Seit sechs Monaten bin ich nun schon in Südafrika und leiste in Pietermaritzburg, der Hauptstadt von KwaZulu Natal, einer Provinz an der Ostküste Südafrikas, bei der Organisation „Siyabonga – Helping Hands for Africa“ meinen Freiwilligendienst. Schon vor mehr als zwei Jahren hatte ich mich darauf beworben, hier einen Freiwilligendienst zu leisten. Da ich damals allerdings noch nicht volljährig war und somit das Visum nicht beantragen konnte, wurde ich zunächst abgelehnt. Dennoch wollte ich dieses Jahr in Südafrika unbedingt machen und habe mich dazu entschlossen ein Jahr zu warten und mich erneut zu bewerben. Dieses Mal war meine Bewerbung erfolgreich. Im August 2017 bin ich also schließlich doch nach Südafrika geflogen. Nun arbeite ich schon seit einem halben Jahr bei der Organisation „Siyabonga – Helping Hands for Africa“ und kann kaum glauben wie schnell die Zeit vergangen ist. Die Organisation in der ich mit drei weiteren Freiwilligen aus Deutschland arbeite, unterstützt, durch Patenschaften in Deutschland, Kinder in den Townships rund um Pietermaritzburg – (www.siyabonga.org). Als Freiwillige arbeiten wir vormittags im Büro und übersetzen Briefe der Kinder an ihre Paten und umgekehrt. Wir erstellen Ordner für Kinder, die neu in das Projekt aufgenommen werden, gehen zur Post, erledigen Einkäufe, sortieren Fotos und vieles mehr. Gegen Mittag fahren wir dann gemeinsam mit unseren Sozialarbeiterinnen in eines unserer beiden Center ins Township. Dort machen wir dann unter anderem Spiele mit den Kindern, üben in kleinen Gruppen lesen, unterstützen sie bei Mathe und Englisch oder machen mit unserer Sozialarbeiterin Hausbesuche bei den Kindern.

Von Beginn meines Freiwilligendienstes war für mich klar, dass ich auch hier in Südafrika die neuapostolische Kirche besuchen möchte. Schnell hatte ich eine Gemeinde in Pietermaritzburg gefunden, die ich seitdem regelmäßig besuche. Ausgerechnet in dieser Gemeinde ist der Mann meiner Chefin Priester. Zufall? Als ich zum ersten Mal in die in die Gemeinde kam, sagte mir die Schwägerin meiner Chefin, sie hatte schon darauf gewartet, dass ich zu ihnen in die Kirche komme, da ich ja in meiner Bewerbung geschrieben hatte, neuapostolisch zu sein. Ich wurde sofort herzlich in der Gemeinde aufgenommen und hatte in der Schwägerin meiner Chefin immer eine Ansprechperson, die sich von Anfang an um mich gekümmert hat. Sie war es auch die mir gleich zu Beginn von der Young People Convention, die im Februar 2018 in Kapstadt stattfinden sollte, erzählt hat. Sofort war ich total begeistert und wollte unbedingt Teil davon sein. Das einzige Problem – zum Zeitpunkt meiner Ankunft in Südafrika waren schon alle Tickets ausverkauft. Dennoch ermunterte sie mich, dass wir schon irgendeinen Plan machen würden und ich auf jeden Fall mit nach Kapstadt fliegen kann. Von dem Zeitpunkt an hieß es also beten und hoffen, dass doch noch eine Karte frei wird.

Mehrere Wochen vergingen und es gab immer noch kein Ticket für mich in Sicht. Nach ca. zwei Monaten bekam ich schließlich den Anruf, ein Paar hatte sich getrennt, die Freundin war nicht neuapostolisch und wollte somit nicht mehr zum Jugendtag – ich konnte ihr Ticket haben. Trotz meines schlechten Gewissens, aufgrund des Unglücks von zwei anderen Menschen, nun doch ein Ticket zu haben, habe ich mich riesig gefreut und war unglaublich dankbar, diese Möglichkeit bekommen zu haben.

Die Monate vergingen wie im Flug und schließlich war es auch schon der 16. Februar 2018. Freitagmorgens ging es los zum Flughafen nach Durban. Nach 2h Flug war ich endlich in Kapstadt angekommen und wurde direkt nach der Gepäckausgabe von einem riesigen Schild mit dem Emblem der NAK und drei netten Jugendlichen in Empfang genommen. Mit einem Shuttle ging es weiter zu einer Gemeinde in Northpine, ca. 30 Minuten vom Stadtzentrum entfernt. Während wir in der Kirche begrüßt wurden und auf unsere Gastfamilien warteten, war selbstverständlich auch „NAC-TV“, der Fernsehsender der neuapostolischen Kirche in Südafrika, vor Ort und interviewte fleißig die gerade angekommenen Jugendlichen. Gegen fünf Uhr trafen schließlich unsere Gastfamilien ein und ich fuhr gemeinsam mit Danielle, einem Mädchen aus Durban zu unserer Gastmutter Irene, einer ganz lieben Frau aus Northpine, bei der wir über das Wochenende schlafen würden.

Am nächsten Morgen war um sieben Uhr Treffpunkt an der Kirche in Northpine. Von dort aus sollten wir, der Bischofsbezirk Durban, gemeinsam zum Stadion fahren. Als Danielle und ich allerdings um sieben Uhr an der Kirche ankamen, waren außer uns nur etwa drei weitere Jugendliche vor Ort. Ganz nach „Afican Time“ kamen erst nach einer Stunde dann auch die restlichen Jugendlichen langsam eingetrudelt. Wir saßen ca. eine weitere Stunde im Bus, bis alle Namen auf der Liste abgehakt waren, sodass wir gegen 9.30 Uhr auch endlich losfahren konnten. Trotz Stau war die Stimmung im Bus grandios und es wurde ein Lied nach dem anderen gesungen. Und unter den ganzen afrikanischen Liedern sangen sie plötzlich „The Lord is my light“ (Der Herr ist mein Licht). In dem Moment habe ich wieder einmal erneut gespürt, dass egal wo auf der Welt man ist, man sich in der Gemeinschaft mit Brüdern und Schwestern immer zuhause fühlt.

Um zwölf Uhr kamen wir schließlich im Stadion an, bereit, die für Samstag geplante Talentshow anzuschauen. Um 15 Uhr traf dann auch unser Stammapostel, begleitet von zwei Bezirksaposteln aus dem Kongo und Bezirksapostel Krause aus Norddeutschland, ein und es wurden bis 16 Uhr noch einmal die besten Beiträge vorgetragen. Unter anderem sang die „South African Idols“ Gewinnerin Paxton Fielies. Nach der Talentshow sollte es dann mit dem Bus wieder zurück zur Kirche in Northpine gehen. Wenn allerdings mehrere zehntausend Menschen gleichzeitig mit Bussen das Stadion verlassen sollen, kann man schon erahnen, dass es zu einem kleinen Chaos kommen könnte. Noch nie zuvor hatte ich so viele Busse so eng auf einem Parkplatz parken sehen. Und trotzdem war unser Bus bei den vielen Bussen nicht dabei, sodass wir erst einmal zwei Stunden in der prallen Sonne auf dem Parkplatz saßen. Letztendlich haben wir dann doch beschlossen mit der S-Bahn zu unserem Bus zu fahren und nicht zu warten bis er in dem ganzen Verkehr irgendwann zu uns kommt. Gegen sieben Uhr kamen wir schließlich zurück zur Kirche und wurden dort von unseren Gastfamilien abgeholt.

Viertel vor sechs sollten wir am Sonntagmorgen wieder vor der Kirche sein. Aus der Erfahrung von Samstag haben wir aber schnell gelernt und sind dieses Mal selbst eine halbe Stunde zu spät gekommen. Da unser Bus aber ebenso heftig Verspätung hatte, und wir um acht Uhr immer noch an der Kirche warteten, hätten wir ruhig noch zwei Stunden länger schlafen können. Jedenfalls haben wir die Zeit trotzdem gut genutzt und es wurden ohne Ende Fotos und Selfies geschossen. Um viertel nach acht kam dann schließlich unser Bus und wir trafen gegen neun Uhr – doch noch pünktlich zum Gottesdienst – im Stadion ein.

Die Young People Convention 18218 stand ganz unter dem Motto „In Him we live and move“ – durch ihn leben und handeln wir. Das Textwort, das unser Stammapostel dem Gottesdienst zu Grunde legte, war Matthäus 14, Vers 29: „Komm!“, sagte Jesus. Petrus stieg aus dem Boot ging über das Wasser und kam zu Jesus.“

Im Gottesdienstes sagte uns unser Stammapostel, auch uns ruft Jesus: „Komm! Ich will dich in ewige Gemeinschaft führen“. Petrus wurde von Jesus gerufen, über das Wasser zu ihm zu kommen. Um zu ihm zu kommen musste Petrus das tun, was Jesus getan hatte. Um Jesus rufen zu antworten, gibt es nur einen Weg, wir müssen Jesus Beispiel folgen. Doch was bedeutet es seinem Beispiel zu folgen? Jesus liebt alle Menschen, er war bereit zu vergeben, genauso wollen wir bereit sein zu lieben und zu vergeben. Es reicht nicht aus, zur Kirche zu kommen, gute Dinge zu tun und zu beten. Um zu Gott zu kommen müssen wir das tun, was Jesus getan hat. Aus menschlicher Sicht ist das unmöglich. Aber Petrus wusste, wenn Jesus ruft, kann er das Unmögliche möglich machen. Wenn wir zu Jesus kommen wollen, müssen wir Prioritäten setzen und Priorität ist es zu Gott zu kommen. Wie Petrus wollen wir entschlossen sein, Gottes Wille zu tun. In jeder Situation wollen wir Gottes Wille respektieren und ihm gehorchen. Für Petrus war es ein Risiko Jesus nachzufolgen und auf dem Wasser zu gehen, genauso ist es für uns ein Risiko, Jesus nachzufolgen. Beispielsweise kann das Leben manchmal weniger Spaß machen, man bekommt weniger Geld, weniger Ruhm, weniger Erfolg. Das Risiko ist, dass man weniger bekommt, als die anderen. Das Risiko ist, dass man schwach erscheint. Vergebung ist ein Zeichen von Schwachheit, so sieht einen eventuell die Welt. Trotzdem sagte uns unser Stammapostel, lasst uns dieses Risiko eingehen, Jesus ist treu, er wird uns segnen und er wird uns helfen. Petrus ist das Risiko eigegangen und es hat funktioniert. Es hat funktioniert, weil er auf Jesus fokussiert war, er hat es nicht getan, um andere zu beeindrucken. Sein einziger Gedanke war es, zu Jesus zu kommen. Es war ihm egal, was die anderen über ihn dachten. Er hat es nicht getan, um besonders zu sein, sondern um Christus nahe zu sein. Wir folgen Jesus nicht, um andere zu beeindrucken, sondern weil wir ihn lieben. Wir lieben Gott und wir wollen Gemeinschaft mit ihm haben. Das ist unsere Motivation. Gegen Ende der Geschichte schaute Petrus auf das Wasser und bekam Angst vor dem Wasser und den Wellen. Für Jesus war klar, dass der Wind und die Wellen nicht die Gefahr waren. Der Zweifel war die Gefahr. Die Umstände, auf die wir im Leben manches Mal treffen, sind nicht die Gefahr. Die Gefahr kommt nicht von außen, sie kommt von innen. Wenn unser Glaube schwach wird, dann wird es gefährlich. Unser Stammapostel ermutigte uns, lasst uns stark im Glauben bleiben und auf Jesus vertrauen. Wir wollen auf sein Rufen antworten und seinem Beispiel nachfolgen, Jesus wird uns die Stärke geben, die wir brauchen und uns die Gemeinschaft mit ihm, schon im hier und jetzt, schenken. Er wird uns die Erfahrung geben, wie schön es ist mit Jesus zu leben und zu handeln. – In Him we live and move.

Nach einem so erlebnisreichen Wochenende sitze ich nun, gemeinsam mit drei weiteren Jugendlichen aus Pietermaritzburg, im Flugzeug zurück nach Durban und schreibe diesen Bericht. Ich bin einfach unglaublich dankbar für die Möglichkeit, diesen Jugendtag miterlebt und so viele liebe Menschen kennengelernt zu haben. Oft verstehen wir Gottes Wege nicht und sind enttäuscht, wenn einmal etwas nicht so läuft, wie wir es uns vorgestellt haben. So gerne wollte ich schon im Jahr 2016 nach Südafrika kommen und war so enttäuscht, als es wegen meines Visums nicht geklappt hatte. Wie konnte ich wissen, dass Gott etwas viel Besseres für mich geplant hatte und ich ein Jahr später den Jugendtag hier miterleben durfte. Wäre ich ein Jahr früher nach Südafrika geflogen, wäre das nicht möglich gewesen. Ich wünsche mir für die kommenden sechs Monate in Südafrika noch viele weitere Erlebnisse und das Vertrauen, dass Gottes Wege immer die richtigen sind.

Samira Schenk